Sorbisch in der Schule

neuester Stand siehe "20 Jahre Witaj" S. 148 ff.

Seit der Wiedervereinigung Deutschlands im Jahre 1990 wurde auch das Schulwesen umstrukturiert. Mit Einführung des Föderalismusprinzips wurde die Schulbildung zur hoheitlichen Aufgabe der einzelnen Bundesländer. Die sorbischen und zweisprachigen Schulen haben somit die gleichen Bildungs- und Erziehungsziele sowie Abschlüsse wie alle anderen deutschen Schulen in den Ländern Sachsen bzw. Brandenburg. Witaj wird in Sachsen durch die Konzeption 2plus und in Brandenburg als bilingualer Unterricht weitergeführt. Die sprachlichen und kulturellen Traditionen der Lausitzer Sorben (Wenden) werden so in eine neue Zeit überführt. Die Kontinuität, Intensität und Dauer der Sprachvermittlung sind enorm wichtig. Ab der 3. Schulklasse  wird die dritte Sprache (meist Englisch) eingeführt.

Anerkennung durch KMK

Sorbisch wird durch Beschluss der Kultusministerkonferenz (KMK) als länderspezifisches Abiturprüfungsfach anerkannt.

Auch Schüler der 10. Klassen der Mittelschulen im Freistaat Sachsen dürfen den Prüfungsaufsatz entweder in Sorbisch oder Deutsch schreiben.

Sachsen

Die bis dato praktizierte Unterscheidung des Sorbischunterrichts im Status der Muttersprache, Zweitsprache oder Fremdsprache konnte wegen enorm sinkender Schülerzahlen in Sachsens Schulen nicht mehr beibehalten werden.

Deshalb erarbeitete im Auftrag des Sächsischen Staatministeriums für Kultus und Sport das Sächsische Bildungsinstitut  in enger Zusammenarbeit mit dem Sorbischen Schulverein das neue schulartübergreifende Konzept 2plus. Dieses sieht gemeinsamen, bilingualen Unterricht für sorbische und Sorbisch lernende Schüler vor und setzt den Erfolg der zweisprachigen Erziehung im Vorschulalter nach dem Witaj-Konzept voraus. Deshalb ist der Besuch von sorbischen bzw. Witaj-Kindertagesstätten von besonderer Bedeutung für die erfolgreiche und kontinuierliche zweisprachige Bildung, die ab Klasse 3 zur Mehrsprachigkeit führt.

Außerdem wird in Schulen im sorbischen Siedlungsgebiet des Freistaates Sachsen Sorbisch als Fremdsprache angeboten.

Derzeit wird Sorbisch unterrichtet im Status:

  • als Erst- (Mutter-) und Zweitsprache
  • als Fremdsprache

Brandenburg

In Brandenburg gab es seit den 1950er Jahren keinen muttersprachlichen Sorbisch-(Wendisch-)unterricht mehr. Aus diesem Grund wurde 1998 in Sielow/Žylow bei Cottbus/Chóśebuz die erste Witaj-Kindertagesstätte gegründet. Die mehr als 10-jährigen Bemühungen um eine Revitalisierung der sorbischen (wendischen) Sprache durch Anwendung der vollständigen Immersion in den Kindertagesstätten in Cottbus/Chóśebuz-Sielow/Žylow und Cottbus/Chóśebuz-Mitte und die weitere Sprachvermittlung in der Schule als Witaj-Projekt sind Erfolg versprechend.

Inzwischen steigt die Anzahl der Schüler in Brandenburg, die am Sorbisch-(Wendisch-)Unterricht teilnehmen. Derzeit wird Sorbisch/Wendisch in folgenden Unterrichtsformen angeboten:

  • als Witaj-Projekt (Sorbisch/Wendisch als Zweitsprache bzw. Arbeitssprache)
  • als Fremdsprache
  • als Begegnungssprache
  • in Arbeitsgemeinschaften
  • als bilingualer Unterricht (Fachunterricht ab der 7. Klasse)

Erfahrungen der Grundschule Sielow/Žylow (Cottbus/Chóśebuz) haben bei einem brandenburgischen Landesvergleich gezeigt, dass Schüler der Witaj-Klasse nicht nur in Sorbisch/Wendisch, sondern in Deutsch und Mathematik überdurchschnittliche Leistungen erzielten.

 

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Sorbischer Schulverein e.V.