Sielower Waldstr. 1
03055 Cottbus/Chóśebuz-Sielow/Žylow
Tel.: 0355 873549
Fax: 0355 29060727
Mail: kita.sielow@sorbischer-schulverein.de
Leiterin: Jacqueline Loeschke
Kapazität: 25 Kinderkrippe, 31 Kindergarten
Aufnahme ab der 8. Lebenswoche
Öffnungszeiten: Montag - Freitag 6.30 – 16.30 Uhr
Kinder brauchen Liebe und Geborgenheit. Sie wollen beachtet sein, so wie sie sind – mit all ihren Stärken und Schwächen, ihren Bedürfnissen, Gefühlen und Erfahrungen. Alle Kolleginnen des Kindergartens arbeiten nach diesem Leitmotiv.
Die Kindertagesstätte wurde 1956 als Erntesaison-Krippe eröffnet. Im Dezember 1970 zog die Krippe in das heutige Gebäude um. Im Februar 1985 erhielt die Einrichtung die Befähigung als Hospitationskrippe für das Sorbentum. Fünf Erzieherinnen besuchten Intensivsprachkurse an der sorbischen Schule in Dissenchen. Die sorbischen (wendischen) Bräuche wurden schon immer gepflegt. Später kam auch die Anwendung der sorbischen Sprache hinzu. Im April 1986 erhielt die Kindertagesstätte den Namen „Mato Rizo“. In der Zeit von 1996 bis 1998 wurde aus der Kinderkrippe eine Kindertagesstätte. Vor 1991 war die Kindereinrichtung in Trägerschaft des Gesundheitswesens Cottbus/Chóśebuz-Land und danach in kommunaler Verwaltung. Im Jahr 1998 übernahm der SSV e.V. die Trägerschaft der Einrichtung und startete sogleich das Witaj-Modell. Im Vorfeld wurden drei Erzieherinnen in einem halbjährigen Intensiv-Sprachkurs in Sorbisch (Wendisch) ausgebildet. In der ersten Gruppe wurde begonnen nach der Immersionsmethode zu arbeiten. Das Interesse der Eltern am Modellprojekt wuchs und bald konnte eine zweite Gruppe eröffnet werden. Längst ist es so, dass alle Kinder dieser Einrichtung in dieses Sprachmodell eingebunden sind. Alle Erzieherinnen haben einen erfolgreich abgeschlossenen Sprachkurs in Sorbisch (Wendisch). Die Kindertagesstätte wird von den Eltern sehr gut angenommen.
Der Kindergarten befindet sich im deutsch – sorbischen Stadtteil Cottbus/Chóśebuz-Sielow/Žylow. Eltern aus „Fremdgemeinden“ nehmen einen erheblichen Fahrweg in Kauf, um ihre Kinder nach Cottbus/Chóśebuz-Sielow/Žylow zu bringen. Die meisten Kinder sind später Witaj-Schüler der Grundschule in Sielow.
In altersgemischten Gruppen hören und lernen Kinder die sorbische Sprache von den Erzieherinnen, aber auch die jüngeren von den älteren Kindern. So können sie sich auch ohne Sorbischvorkenntnisse die Sprache dem Alter entsprechend aneignen. Die Kinder werden mit den sorbischen (wendischen) Bräuchen und Sitten und deren Bedeutung vertraut gemacht. Zu besonderen Anlässen ziehen sie gern die niedersorbische Tracht an und wachsen so von Kindesbeinen an in eine natürliche Beziehung zu den Traditionen ihrer Region hinein. Sie erlernen sorbische Lieder, Tänze, Gedichte und Rollenspiele und stellen sie in der Öffentlichkeit vor. Die Kindergruppen führen Programme in sorbischer (wendischer) Sprache zu Stadtfesten auf und sind im sorbischen Rundfunk zu hören. Auch Eltern fanden über das Witaj-Modell Zugang zur sorbischen (wendischen) Sprache und Kultur. Sie nahmen an kleinen Sprachlehrgängen teil und engagieren sich in ihren Heimatorten für die sorbische Sprache und das Brauchtum. Vier Erzieherinnen der Kindertagesstätte sind Mitglied einer sorbischen (wendischen) Laien-Theatergruppe. Für den sorbischen Rundfunk werden von ihnen Hörspiele für Kinder aufgenommen oder kleine Geschichten vorgelesen.
Die Kindereinrichtung ist ein Flachbau in komplexer Bauweise. Das Besondere sind die drei Wohnkomplexe, in denen die Kinder betreut werden. Alle Gruppen haben Zugang zu dem mit Glas überdachten Innenhof, der gleichsam die drei Gruppenbereiche verbindet. Über Terrassen können alle Gruppen die Freifläche betreten, die das Gebäude umgibt. Zwischen Bäumen und Sträuchern bietet das Gelände mit Klettergerüst, Baumhaus, Rutsche, Burg, Rodelbahn und Bach den Kindern großen Spiel- und Bewegungsraum. Die Kinder sind bei jedem Wetter draußen und können so ihrem Bewegungsdrang nachkommen.
{BILD=2R}Der erstmals ausgeschriebene "Mina Witkojc"-Preis des Landes Brandenburg geht an die Witaj-Kita "Mato Rizo" in Sielow/Žylow. Die brandenburgische Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur Dr. Martina Münch übergab den Preis am Samstag, den 24. November, um 14.30 Uhr in der Mina Witkojc-Grund- und Oberschule in Burg/Bórkowy (Landkreis Spree-Neiße). Der Landespreis für die Erhaltung der sorbischen Sprache ist mit 2.500 € dotiert. Die Kinder der geehrten Kindertagesstätte sowie zwei Mitglieder des niedersorbischen Kinder- und Jugendensembles umrahmten die Veranstaltung mit Liedern und Tänzen. Beteiligt waren Vertreter der Landes- und Kommunalpolitik, sorbischer Institutionen und Vereine aus der Nieder- und Oberlausitz. Der Sielower Kindergarten war der erste, der vor 20 Jahren das Witaj-Projekt eingeführt hat.
Laudatio zur Ehrung - Dr. Viktor Zakar (RCW)
Liebe Frau Ministerin Dr. Münch, liebe Frau Budar, liebe Frau Buchan, liebe Frau Schichan, lieber Herr Koinzer, liebe Vertreter der Stadt Cottbus und wendischer Institutionen, liebe Lehrer, liebe Erzieherinnen, liebe Eltern und liebe Kinder, liebe Gäste,
hin und wieder begegne ich Kindern und Jugendlichen, die sehr gut wendisch sprechen. Auf dem Stadtfest ist ein junger Journalist an mich herangetreten, der Meinungen über die Veranstaltung gesammelt hat. Verwundert, dass er so gut wendisch spricht, habe ich ihn gefragt, ob er in die Kita „Mato Rizo” gegangen ist, worauf er überraschend mit ja geantwortet hat. Auch bei der Eröffnung des Semesters im Institut für Sorabistik in Leipzig hatte ich ein ähnliches Erlebnis mit zwei Studienanfängern, die mich mit guten Wendischkenntnissen überrascht haben. Meine Vermutung, dass die Studienanfänger die Kita „Mato Rizo” besucht haben, war erneut richtig. Jetzt, nach dem Begehen des 20-jährigen Jubiläums des Witaj-Projektes, haben die ersten Sielower Witaj-Kinder schon erfolgreich ihr Abitur abgeschlossen und sich der Ausbildung zugewandt. Einige sind der wendischen Sprache über die Jahre treu geblieben und wenden sie auch heute noch an. Sie arbeiten als Journalisten oder Helfer bei unterschiedlichen wendischsprachigen Projekten, mit denen sie zum Erhalt der wendischen Sprache beitragen und werden dies auch weiterhin tun. Nun ernten wir das, was herangewachsen ist.
„Mato Rizo” war die erste Kindertagesstätte in der Niederlausitz, in der eine Witaj-Gruppe eingerichtet und damit das Witaj-Projekt eingeführt wurde. Die Eröffnung der ersten Witaj-Kita war ein entscheidender Schritt für die Erhaltung der wendischen Sprache. Das Ziel des Witaj-Projektes ist es, durch frühe Vermittlung des Wendischen als Zweitsprache mit Hilfe der international anerkannten Immersionsmethode, Kinder aus deutschsprachigen oder deutsch-wendischen Familien für das Wendische zu gewinnen und die Zahl der Sprecher der wendischen Sprache Schritt für Schritt wieder zu erhöhen. Damals war das eine bahnbrechende Idee und ein absolutes Novum für alle an diesem Wagnis Beteiligten.
Die Geschichte der Kindertagesstätte in Sielow begann im Jahr 1956. Damals war es eine Kinderkrippe. Im Jahr 1970 ist sie in das Haus umgezogen, in der die Kita bis heute ist. Das Interesse der damaligen Kinderkrippe am Wendischen zeigte sich, als sich im Jahr 1985 fünf Erzieherinnen am intensiven Wendischsprachkurs in Dissenchen beteiligten. Darüber hinaus wurde die Kinderkrippe im April 1986 in „Mato Rizo” umbenannt. Vom Jahr 1996 bis 1998 wurde die Kinderkrippe eine Kita und seit dieser Zeit werden hier Krippen- und Kindergartenkinder betreut.
Der Träger der Kinderkrippe und danach der Kindertagesstätte war am Anfang das Gesundheitsamt. Im Jahr 1991 hat die Kommune und am 1. März 1998 der Sorbische Schulverein die Trägerschaft übernommen. 1998, wie bereits erwähnt wurde, begann auch die Arbeit mit dem Witaj-Modell in der ersten Gruppe. Damals waren es drei Erzieherinnen nach einem halbjährigen intensiven Wendischkurs vom August 1997 bis Januar 1998. Im ersten Kurs, der vom Sorbischen Schulverein in Kooperation mit der Schule für niedersorbische Sprache und Kultur organisiert wurde, gab es 10 Dozenten. 5 Erzieherinnen absolvierten am Ende die Prüfung. Das Zertifikat erstellten der Sorbische Schulverein und die Schule für niedersorbische Sprache und Kultur. Für diesen Kurs erarbeitete Klaus-Peter Jannasch ein kleines Heft mit zusätzlichem Lehrmaterial und Gerhard Nagora stellte eine Redewendungsliste her. Der Kurs wurde vom Sorbischen Schulverein finanziert. Die Schule für niedersorbische Sprache und Kultur hatte den Sprachkurs durchgeführt, für die Didaktik war aber auch der Sorbische Schulverein zuständig.
Kurz danach wurde in der Kita eine zweite Witaj-Gruppe eingerichtet und alle Erzieherinnen haben Kurse der wendischen Sprache besucht. Für alle Erzieher/innen wurde die Methode der vollständigen Immersion zur Vermittlung der wendischen Sprache eingeführt. Zu den Erfolgen des Witaj-Projektes in dieser Kita haben viele Leute beigetragen, unter anderem die Initiatoren des Witaj-Projektes Jan Bart, Ludmila Budar, Rafael Schäfer und so manche Muttersprachler. Auch die Stadt Cottbus, sorbische Institutionen, die Schule für niedersorbische Sprache und Kultur, die Domowina und später auch das WITAJ-Sprachzentrum in Cottbus und die Stiftung für das sorbische Volk waren an diesem Erfolg beteiligt, im besonderen Maß aber auch die Eltern der Witaj-Kinder. Ohne ihre Unterstützung wäre eine erfolgreiche Arbeit nicht möglich gewesen. Besonders wichtig war auch, dass der Träger der Kita „Mato Rizo” sich mit ganzem Herzen dem Wendischen verschrieben hat. Dafür bedanke ich mich herzlich bei Ludmila Budar, der Vorsitzenden des Sorbischen Schulvereins. Wir brauchen mehr Liebhaber des Wendischen, die in den Ämtern tätig sind und nicht an der wendischen Sprache sparen. Der entscheidende Beitrag zum Gelingen des Projektes wird aber täglich von engagierten Erzieherinnen des Kinderparadieses „Mato Rizo” in Cottbus Sielow erbracht, die sich die Sprache in intensiven Kursen angeeignet haben und ständig an der Vervollständigung ihrer Sprachkenntnisse arbeiten, den Kindern in spielerischer Hinsicht Freude an einer anderen Sprache mitgeben und sie gut auf den bilingualen Unterricht vorbereiten. Die Erzieherinnen dieser Kita wirken als Multiplikatoren der wendischen Sprache, für die die wendische Sprache nicht nur ein Berufsgegenstand ist, sondern auch Leben.
Sie wissen, wie andere zu motivieren sind und erwecken bei den Kindern Liebe für das Wendische, damit diese sich mit der wendischen Sprache und Kultur identifizieren. Besonderen Anteil daran haben selbstverständlich: die erste Leiterin des Witaj-Kindergartens „Mato Rizo”, Gisela Hanschke, und die Erzieherinnen der ersten Stunde Margitta Altkrüger, Simone Gutschmidt und Birgit Duhra. Nach Gisela Hanschke übernahm Margitta Altkrüger die leitende Funktion, die sie auch hervorragend erfüllte. Derzeit sammelt die Leiterin Diana Buchan mit ihrem Team, welches hervorragend Wendisch spricht, Erfolge.
Allen Erzieherinnen der Kita „Mato Rizo” spreche ich meinen größten Dank aus. Die Arbeit der geehrten Kita ist beispielhaft für viele andere Kitas und Schulen in der Nieder- und Oberlausitz und gibt der ganzen wendischen Lausitz Hoffnung auf eine Zukunft der wendischen Sprache. Die Witaj-Kita „Mato Rizo” hat einen hervorragenden Verdienst an der Bewahrung und Entwicklung der wendischen Sprache und der Pflege der wendischen Bräuche. Bei manchen Gelegenheiten ziehen sich die Kinder die wendische Tracht an, lernen wendische Lieder und Tänze und treten im Sorbischen Rundfunk auf.
Manche Erzieherinnen dieser Kita waren Mitglieder der wendischen Laientheatergruppe und nahmen für den Sorbischen Rundfunk Hörspiele und Erzählungen für die Kinder auf. Einige Erzieherinnen setzen sich im wendischen Vereinsleben ein. Das Personal der ausgezeichneten Kindereinrichtung hat sein Know-how anderen Erzieherinnen und Lehrerinnen fleißig vermittelt.
Die Witaj-Kita “Mato Rizo” besuchen Kinder aus Cottbus (Sielow) sowie aus anderen Orten. Bei der Entscheidung der Eltern für die Sielower Kita spielen ohne Zweifel die Qualität des Personals und die Vermittlung der wendischen Sprache auf hohem Niveau eine große Rolle. Derzeit werden in der Kita mehr als 50 Kinder betreut.
Wegen dieser Erfolgsgeschichte gratulieren wir heute der Kindertagesstätte „Mato Rizo” und ehren sie mit dem ersten Preis „Mina Witkojc” des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kultur in der gleichnamigen Grund- und Oberschule in Burg.
Das MWFK und die Jury für diese Auszeichnung haben treffend gewählt und als ersten Preisträger ganz bewusst eine Institution ausgewählt, die dauerhafte Spuren im wendischen Leben hinterlassen hat. Die wendische Dichterin und einstige Redakteurin der einzigen Zeitung in wendischer Sprache, M. Witkojc, würde in diesem Jahr ihren 125. Geburtstag feiern – im selben Jahr in dem das Witaj-Projekt sein 20jähriges Jubiläum feiert. Dass eine Kita mit dem Ziel, die wendische Sprache in der Lausitz weiterzugeben, die erste nach ihr benannte Auszeichnung bekommt, darüber wäre M. Witkojc sicherlich sehr erfreut gewesen. Die größte Herausforderung für alle Kitas und Schulen wird für die Zukunft sein, pädagogisches Personal zu finden, das sich mit ganzem Herzen der wendischen Sprache verschreibt und das Ziel hat, die wendische Sprache weiterzugeben. Zum Abschluß möchte ich den Erzieher/innen und Lehrer/innen zur weiteren Motivation eine Botschaft aus einem Gedicht von M. Witcojc vortragen:
Njestoj! Stojeca wóda se skazyjo, což njejźo doprědka, wóstanjo naslědk, žywjenja žwała jo pókšyjo. Togodla poraj se naprědk! (Niedersorbisches Original, Mina Witkojc) |
Bleib nicht stehn! Stehendes Wasser verderben muss, wer nicht nach vorne geht, wird hinten bleiben, zudecken wird ihn des Lebens Fluss. Vorwärts nur soll es dich treiben! (Übersetzung ins Deutsche von Elke Nagel) |
Ich gratuliere und bedanke mich bei allen Erzieherinnen der Kita „Mato Rizo“ für die gute Zusammenarbeit.